MITTEILUNGSBLATT 01-2023 10 B E R I C H T E silienz und Gesellschaft am renommierten Leibniz-Insti tut für Resilienzforschung in Mainz, in ihrem Vortrag. Sie beschrieb Resilienz als „Aufrechterhaltung oder Rück gewinnung der psychischen Gesundheit während oder nach widrigen Lebensumständen“. Die Verantwortung dafür liege nicht nur beim Individuum. Auch Arbeitge bende und Politik seien zur Resilienzförderung aufge rufen. In ihrem Vortrag betonte sie, dass Resilienz ein dynamisches Wechselspiel – ein Anpassungsprozess – zwischen Person und Umwelt sei. Förderliche Faktoren seien Optimismus, aktives Coping, Selbstwirksamkeit, soziale Unterstützung, kognitive Flexibilität, Spiritualität, Erleben positiver Emotionen, Selbstwert- und Kohärenz gefühl. Ihre wichtigste Botschaft: „Diese Faktoren sind trainierbar und führen zu einer Stärkung psychischen Wohlbefindens und zur Senkung körperlicher Stressre aktionen.“ - - - - - - Workshops rund um die „Sieben Säulen der Resili enz“ - Der Fortbildungstag wurde von den Tagungsleiterin nen am Konzept der „Sieben Säulen der Resilienz“ ausgerichtet: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorien tierung, Selbstreflexion, Selbstfürsorge, Beziehungen und Zukunftsplanung. Diese Säulen können sowohl als Grundhaltungen als auch als Praktiken verstanden werden, als eine menschliche Grundausstattung psychi scher Widerstandskraft, die lebenslang aktiv beeinflusst werden kann. Entlang dieser Säulen boten Expertinnen und Experten Workshops mit theoretischem Input und interaktiven Übungen an. - - - Säule Optimismus Realistisch optimistisch – zu dieser Grundhaltung ermutigte Dr. med. Constance Spring, Ärztin, Systemi sche Therapeutin und Systemische Körpertherapeutin, in ihrem Workshop „Mentale Gesundheitsprävention“. Dabei sind förderlich: Vertrauen in die Zukunft, eigenver antwortliches Handeln, positive Emotionen, aktive Suche nach Lösungen und Selbstwirksamkeit. Insbesondere Dankbarkeit wurde als Kernmechanismus von Resilienz, mentaler Gesundheitsprävention und einer gesunden Le bensführung erachtet. Die Expertin veranschaulichte, wie entsprechende Ressourcen ermittelt und eigene Kom petenzen sowie Handlungsspielräume wahrgenommen und trainiert werden können und inwiefern dies zyklisch miteinander verbunden ist. Den Teilnehmenden gab sie eine Dankbarkeitsübung mit: Sich jeden Morgen drei Dinge bewusst zu machen, für die man dankbar ist, und diese auf einem Zettel zu notieren, könne dabei helfen, eine optimistische Grundhaltung zu erlangen. - - - - Säule Akzeptanz Mit dem Appell „BurnOn statt BurnOut“ bot Prof. Dr. med. Georg Schürgers, Arzt für Psychiatrie, Psychothe rapie, psychosomatische Medizin und Psychoanalyse, einen Workshop zur Säule Akzeptanz an. Alle Menschen verfügten über drei grundsätzliche Kompetenzbereiche: Wissen, Können und Einstellung gepaart mit Erfahrun gen. „Wissen über Stress allein jedoch führt nicht unbe dingt zu einer Stressreduktion“, so der Experte. Die drei Ressourcen Wissen, Können und Einstellung stünden zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich im Fokus, seien jedoch in Form mentaler Veränderungsprozesse flexibel. In diesem Zusammenhang sei es elementar wichtig, an den eigenen Erwartungen zu arbeiten, nach Alternativen zu suchen und Entscheidungen zu treffen, um das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen und letztendlich Stress zu reduzieren. Neben Hintergrundin formation zu den Mechanismen von Stress wurden hilf reiche Strategien besprochen: ein frühes freundliches Nein als Schutzhandlung, die Beachtung von Warnsigna len für Überbelastung, Humor, Bewegung und Leben im Moment. - - - - - - Säule Lösungsorientierung Zur Säule Lösungsorientierung hielt Serap Özalp als aus gebildete Mediatorin den Workshop „Kommunikation und Mediation“. Im Fokus stand die Macht der Worte und die Frage, wie auch in Konfliktsituationen neue sprachliche Wege gefunden werden können, um Kom munikation gelingend zu gestalten. Ein Kernaspekt gelin gender Kommunikation sei es, Gesprächspartnerinnen, Gesprächspartner und sich selbst auf der Bedürfnisebe ne abzuholen und im Anschluss daran gemeinschaftlich auf der Sachebene Lösungen zu erarbeiten, um eine Kommunikationsbalance zu schaffen. Wertfreies, akti ves Zuhören, sensible Wortwahl ohne „Killer-Wörter“ (wie „aber“, „immer“, „eigentlich“, „passt schon“) und lösungsorientierte Sprache öffnen Kommunikation und dienen zur Lösung von Konflikten. Nonverbale toxische Körpersprache (wie verschränkte Arme, hochgezogene Schultern, negative Gestik und Mimik) gelte es wieder um zu vermeiden. In verschiedenen Übungen erlebten die Fachkräfte, wie eine gute Kommunikation das Selbst und die Verbindung mit dem Gegenüber stärkt und so einen Teilaspekt resilienten Verhaltens darstellt. - - - - - - Säule Selbstreflexion Dass ausgerechnet ein Begriff aus dem Straßenverkehr dabei hilft, Stress zu verstehen, erfuhren die Fachkräfte im Workshop von Annette Kuhr. Die Kommunikations fachwirtin und IHK-zertifizierte Fachberaterin zur -
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