Mitteilungsblatt 03 2021
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 3 - 2 0 2 1 21 I N F O was zu tun ist, Maßnahmen sind abgestimmt und vom Träger unterstützt. Auch eine Kooperation mit der Sucht beratung ist etabliert und ihre Einbindung jederzeit möglich. - Leon motivieren, über seinen Konsum zu sprechen und sich an die Regeln zu halten Wie geht es also weiter mit Leon? Zunächst möchte das Team ihn motivieren, offen über seinen Konsum zu sprechen. Hilfreich ist, dass alle Fachkräfte in MOVE 2 , der Motivierenden Gesprächsführung geschult sind. MOVE ist eine Kurzintervention, die sehr gut in die stationäre Jugendhilfe passt und durch die man leicht ins Gespräch kommen kann. Wichtig ist, dass Leon sich an die Regeln des Trägers hält. Das bedeutet unter anderem keinerlei Umgang mit illegalen Drogen in der Wohngruppe oder auf dem Gelände. Das Team vereinbart, sich alle drei Wochen über Leon auszutauschen. Im Gespräch bleiben In den regelmäßigen Gesprächen mit seiner Betreuerin darf Leon auch über die guten Seiten des Kiffens spre chen; dadurch öffnet er sich ihr zunehmend. Gemeinsam beleuchten sie die Vor- und Nachteile des Kiffens aus Leons Sicht. Sie sprechen über mögliche Verbesserungen, falls er weniger oder gar nicht mehr kiffen würde, aber auch über seine Befürchtungen, sollte er auf das Kiffen verzichten. Sie bleiben im Gespräch – auch über die Schule, Freunde und Freundinnen oder sein Heimweh. - Regelverstöße und konsumbezogene Konsequenzen Eines Abends raucht Leon alleine im Garten wieder einen Joint und wird prompt erwischt. Das Team entschei det anhand der Handlungsempfehlungen, dass Leon für den nächsten Gruppenabend ein Plakat über Vor- und Nachteile des Kiffens gestalten soll. Dafür gibt ihm seine Betreuerin Informationsmaterial und Links zu aktuellen Videos aus der ‚Info-Mappe‘ im Teamzimmer. Der Gruppenabend wird interessant, denn alle haben Fragen und Leon hat verstanden, dass Gesetze wie das Betäubungsmittelgesetz, der Kinder- und Jugendschutz und auch das Nichtraucherschutzgesetz in der stationären Jugendhilfe berücksichtigt werden müssen. Er hat auch ver standen, dass Cannabis sowohl entspannt als auch Probleme machen kann. Ein Dilemma für Leon! Einerseits möchte er weiter kiffen und andererseits fühlt er sich langsam wohl in seiner Wohngruppe und möchte keinen Ärger. Wie passt das zusammen? - - Sein innerer Konflikt führt noch zu einigen Regelverstößen, auf die das Team engmaschig mit konsumbezogenen Maßnahmen bzw. Konsequenzen reagiert. Immer wieder kommt es zu Konflikten und Leon versteht langsam, dass er etwas ändern muss. Er weiß nur noch nicht wie und was. Grenze erreicht: Kooperation mit der Suchtberatung Die Sorgen des Teams um Leon wachsen. Sie entscheiden, dass er Kontakt zur örtlichen Suchtberatungsstelle auf nimmt. Dafür muss er mit dem Kiffen nicht aufhören wollen – es reicht, dass er sich mittlerweile sicher ist, in der Wohn gruppe bleiben zu wollen und dafür auch bereit ist, etwas zu ändern. Leon stimmt also zögerlich zu. Das erste Gespräch findet im Haus der Wohngruppe statt und seine Betreuerin darf beim ersten Gespräch dabei sein, darüber ist Leon froh. Der Drogenberater hat bei den weiteren Gesprächen Schweigepflicht, er wird also nichts aus den Gesprächen mit Leon berichten. Wenn Leon sich jedoch selbst Schaden zufügen sollte, wird seine Betreuerin informiert. Das ist für Leon okay. Die Gespräche mit dem Drogenberater findet er manchmal gut, manchmal anstrengend. Zunehmend hält Leon die Regeln der Wohngruppe ein und er ist erleichtert, in seinem neuen Zuhause bleiben zu dürfen. Nach und nach gelingt es ihm sogar, sein Kiffen auf die Samstage zu begrenzen – und wer weiß, vielleicht hört er auch einmal ganz auf … - - 2 www.ginko-stiftung.de/move/Was-ist-MOVE.aspx
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