Mitteilungsblatt 03 2021

M I T T E I L U N G S B L A T T 0 3 - 2 0 2 1 22 I N F O Im Beispiel von Leon kommen einige wesentliche Punk te, die für eine gelingende Suchtprävention entschei dend sind, zum Tragen. Dazu gehören: - - - Leon wird auf seinen Konsum angesprochen. - Sein Konsum wird im Team besprochen. - Die Fachkräfte verfügen über Fachwissen und Dia gnostik-Instrumente, um den Konsum in Bezug auf ein Gefährdungsrisiko einschätzen zu können. - - Der Träger stellt Handlungsempfehlungen bereit, trägt und unterstützt die suchtpräventive Arbeit. - Leon wird regelmäßig motiviert, über den Konsum zu sprechen. Hier kommen Gesprächsführungstech niken wie MOVE, die Motivierende Gesprächsfüh rung zum Einsatz, durch die eine Änderungsbereit schaft in Bezug auf das Konsumverhalten gefördert wird. - - - - Das Team tauscht sich regelmäßig zu Leon aus. - Bei Regelverstößen erfolgen konsumbezogene Kon sequenzen, nicht nur Sanktionen. - - Es gibt einen etablierten Kontakt zur örtlichen Sucht beratungsstelle, die hinzugezogen werden kann, wenn es über Suchtprävention hinausgeht oder die Jugendhilfe-Fachkräfte an ihre Grenzen stoßen. - Diese Liste ist keineswegs vollständig. Das Sucht präventionskonzept einer stationären Jugendhilfeein richtung kann viele weitere strukturelle Elemente und verhaltenspräventive Angebote beinhalten. Anregungen hierzu finden Interessierte in den Broschüren des Qua SiE-Projektes „Nah dran!“ (LWL, 2018) und „Dranblei ben!“ (LWL, 2021). - - - - 3 QuaSiE in Bayern: Die Rummelsberger Diakonie Aus Bayern nahm die Rummelsberger Diakonie am QuaSiE-Projekt teil, unter anderem mit dem Pädago gisch-Therapeutischen Intensivbereich (PTI) – eine Be sonderheit im Projekt. Vor QuaSiE gab es in den Rum melsberger Einrichtungen immer wieder Situationen, in denen der Substanzkonsum eines Jugendlichen die Fachkräfte vor Herausforderungen stellte. Es herrschte Unsicherheit in Bezug auf den Umgang mit konsumie renden jungen Menschen und es gab keine einheitlichen Regelwerke, Handlungsabläufe oder -vorgaben durch den Träger. Auffälligkeiten gab es in Hinblick auf den Konsum von Alkohol und Tabak sowie den exzessiven Medienkonsum, aber auch in Bezug auf Cannabis, Legal Highs und in Einzelfällen Crystal Meth. Vor diesem Hin tergrund bewarb sich der Träger 2016 erfolgreich um die Teilnahme am QuaSiE-Projekt. Zu Projektbeginn wurden - - - - - eine zuständige Projektfachkraft sowie eine verantwort liche Leitungskraft benannt. - Insgesamt wurden neun Fachkräfte des Trägers zu Substanzen, Sucht und Substanzkonsum im Jugendalter sowie in Grundlagen der Motivierenden Gesprächsfüh rung geschult. Diese Fachkräfte hatte die Leitung mit Bedacht ausgewählt, denn sie bildeten in der Einrich tung das QuaSiE-Team, das das Thema Suchtprävention vorantreiben sollte. Zunächst arbeiteten sie gemeinsam mit Mitarbeitenden verschiedener Leitungsebenen an der Entwicklung einer einheitlichen Haltung in Bezug auf den Substanzkonsum junger Menschen („Wie wollen wir uns als Einrichtung positionieren?“). Es wurden verbindliche Regelwerke zu Suchtmitteln für die gesamte Einrichtung erarbeitet und eingeführt. Ein Einrichtungs-Konzept und ein Faltblatt („Wege finden. Suchtfrei leben“) wurden entwickelt und in der Einrich tung verbreitet. Das Leitbild des Trägers wurde um eine Position zum Thema Suchtprävention ergänzt. - - - Die Vernetzung mit der regionalen Suchthilfe lief vor QuaSiE eher sporadisch und einzelfallbezogen. Persönli che Treffen mit Fachkräften der örtlichen Jugend-Sucht beratung mudra-enterprise - - 4 und ein Austausch über die Zielgruppe sowie die jeweilige Arbeitsgrundlage ermöglichten den Abbau von Vorbehalten und ein gegenseitiges Verständnis. Mittlerweile sind die Wege zwischen den Hilfeanbietenden kürzer, wenn es ein akutes Anliegen gibt und Austausche finden regelmäßig statt. Es werden sogar Fortbildungen des QuaSiE-Teams gemeinsam mit Fachkräften der Jugend-Suchtberatung zum Thema „Suchtprävention in der stationären Jugend hilfe“ angeboten. - Nach der Einbindung der Suchtprävention in die Struktu ren und der Qualifikation der Fachkräfte wurden in QuaSiE 2.0 verhaltenspräventive Methoden und Pro grammen erprobt. Hier war schnell klar, dass Anpassun gen der bewährten Programme der Suchthilfe notwen dig waren, um passgenau für die stationäre Jugendhilfe arbeiten zu können. Ein eigenes Angebot für die jungen Menschen („Workshop X“, s. Abbildung 3) wurde aus dem Erlernten zusammengestellt und wird in regelmäß gen Abständen mit allen Wohngruppen der Einrichtung durchgeführt. Der Workshop X ist ein niederschwel liges Angebot für die Jugendlichen, aber auch für die Mitarbeitenden, die gleichermaßen am Workshop - - - - i- - 3 Die Broschüren können bei der LWL-Koordinationsstelle Sucht kostenfrei bestellt werden: www.lwl-ks.de/projekte/quasie/quasie-printmedien 4 www.mudra-online.de/enterprise.html

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