Mitteilungsblatt 03 2021
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 3 - 2 0 2 1 7 I N F O V O R A N K Ü N D I G U N G : O N L I N E - F A C H T A G E D E R J U G E N D S O Z I A L A R B E I T A N S C H U L E N Es ist Pause an einer Schule, irgendwo in Bayern. Erwin geht auf Paul zu und bittet ihn um ein Stück seines Pau senbrots. Dieser schlägt die Bitte ab und bekommt dies mit folgender Aussage von Erwin quittiert: „Du Jude!“ Was löst diese Aussage bei Paul aus? Was, wenn Paul ein jüdischer Junge ist oder ein anderer junger Mensch die Szene beobachtet und er selbst Jude ist? Was woll te Erwin denn eigentlich zu Paul sagen? Wahrscheinlich, dass er sich ärgert, dass Paul sein Pausenbrot nicht teilt. Stattdessen verunglimpft und diskriminiert er eine ganze Personengruppe. - - Diese und andere Aussagen, wie zum Beispiel „Du bist ja voll behindert!“, „Du Spasti!“, „Du schwule Sau!“, „Deine Mutter kauft bei Kik!“, sind alltäglich im Sprach gebrauch von jungen Menschen. Und damit auch an Schulen. Die Aufzählung diskriminierender Aussagen ließe sich beliebig erweitern und bedient dabei alle Gruppen an Menschen, die von Diskriminierung betrof fen und/oder bedroht sind. Ist den jungen Menschen bewusst, was sie da sagen? Plappern sie es nur nach? Haben sie es so gelernt? Ist es vielleicht ein Teil der Jugendkultur? Oder ist es einfach nur Antisemitismus, Rassismus gegenüber Anderen, beziehungsweise die bewusste Diskriminierung von Minderheiten? - - „Werden Personen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit als ungleichwertig markiert und feindseligen Mentalitäten der Abwertung, Ausgrenzung etc. ausgesetzt, dann sprechen wir von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, so dass die Würde der betroffenen Menschen antastbar wird oder zerstört werden kann“ (Heitmeyer et al., 2003, S. 14). Betrifft diese Form der Diskriminierung nicht auch die Zielgruppe der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), also all jene junge Menschen, die im § 13 SGB VIII benannt sind? „Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstüt zung angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugend hilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern“ (§ 13 SGB VIII, Absatz 1). Sind nicht sozial benachteiligte junge Menschen oder junge Menschen mit Migrations hintergrund oder Erfahrungen als Geflüchtete besonders von Diskriminierung bedroht oder auch gefährdet? Was bedeutet das für die Jugendsozialarbeit an Schulen in Bayern? Die JaS arbeitet mit allen der Gruppenbezo genen Menschenfeindlichkeit einbezogenen Personen gruppen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass gerade der Schutz der jungen Menschen, die von Diskriminie rung betroffenen und/oder bedroht sind, im Fokus der JaS aber auch der Schule stehen muss. - - - - - - Die Fachtagung „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ ist ein Alltagsphänomen – nicht nur, aber auch an Schulen. Dis kriminierung, Antisemitismus, Rassismus und Ausgren zung sind deshalb tägliche Herausforderungen für Schü lerinnen und Schüler, Lehrkräfte und JaS-Fachkräfte. - - - Mit der jährlichen Fachtagung für das Arbeitsfeld „Ju gendsozialarbeit an Schulen“ möchte das ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt in Zusammen arbeit mit der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung der institutionellen Kooperation von Jugendhilfe und Schule beitragen. Die Tagung dient - - DISKRIMINIERUNGSPHÄNOMENE – DAS SYNDROM DER „GRUPPENBEZOGENEN MENSCHENFEINDLICHKEIT“ 2 ½ Tage, eine Keynote, zwölf Workshops, sieben Fachvorträge, zwei Kurzfilme und eine Premiere. Das ist das Gerüst der diesjährigen JaS-Fachtage online vom 18. bis 20. Oktober 2021. Der Themenschwerpunkt liegt dabei auf dem Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) und wie diesem im Kontext Schule und JaS begegnet werden kann. Denn nur gemeinsam geht es besser! Eine Preview!
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