Mitteilungsblatt 03 2021
M I T T E I L U N G S B L A T T 0 3 - 2 0 2 1 9 Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ ist also als eine generalisierte Abwertung von Fremdgruppen an zusehen, die im Kern von einer Ideologie der Ungleich wertigkeit bestimmt ist (vgl. Zick, Küpper, Hövermann 2011, S. 43). - - , Im Rahmen des deutschen Projekts zur „Gruppenbezo genen Menschenfeindlichkeit“ wurden diese Annahmen tatsächlich empirisch bestätigt (Zick et al. 2008). In die ser Analyse wurde das Konstrukt der Sozialen Dominanz orientierung (Sidanius, Pratto, 1999, vgl. Kap. 5.3) als Indikator für eine Ungleichwertigkeitsideologie verwen det. Aufgezeigt wurde, dass Personen, die Hierarchien zwischen sozialen Gruppen generell gutheißen, eher zur Abwertung einiger spezifischer Gruppen tendieren. Decker und Brähler beschreiben, dass Adorno und seine Kolleginnen und Kollegen bereits 1950 in ihrer Konzeption des Syndroms der autoritären Persönlichkeit ebenso davon ausgingen, dass Autoritarismus mit Vorurtei- len gegenüber einer Reihe unterschiedlicher Gruppen einhergeht (vgl. auch Decker & Brähler, 2010, hier Kap. 9.3). Auch diesbezüglich wurde nachgewiesen, dass neben der Sozialen Dominanzorientierung auch der kon zeptuell und empirisch eng verwandte Autoritarismus den Kern „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ - - - - - mitbestimmt (vgl. Küpper, Zick, 2005). Die Veranstaltung und ihre Protagonistinnen und Protagonisten Keynote Eröffnet werden die Fachtage mit der Keynote von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer. In dieser wird das Kon zept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ vorgestellt bzw. werden deren gesellschaftliche Ursa chen sowie die Auswirkungen an Schulen aufgezeigt. Heitmeyer stellt sich im Anschluss daran den Fragen der Teilnehmenden. - - Podiumsdiskussion Im Anschluss an die Keynote findet eine Podiumsdis kussion mit der Fragestellung „Welchen Einfluss hat - „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ auf die Entwicklung junger Menschen, auf die Gesellschaft und welche Ausdrucksformen gibt es?“ statt. An dieser werden folgende Expertinnen und Experten teilnehmen: Dr. Ludwig Spaenle (Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung), Prof. Dr. Fabian Virchow (Universität Düsseldorf), Dr. Annette Seidel-Arpaci (Leitung Rias Bayern), Holger Kiesel (Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung), Tina Schmidt-Böhringer (Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextre mismus) und Anne Reber (Philipps-Universität Marburg/ OTH Regensburg). - Anne Reber wird dabei mit ihrem vertieften Fachwissen rund um den Themenkomplex der Intersektionalität 2 einen Kontrapunkt setzen. Sie wird diesen am Folgetag in einem Vortrag vertiefen. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Prof. Dr. Martina Ortner (OTH Regensburg). Workshops und Vorträge In der Studie von Heitmeyer und Kolleginnen und Kolle gen wurden zwölf Kategorien der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ identifiziert. An den Fachta gen werden diese in zwölf Workshops betrachtet und vertieft. So erhalten die Fachkräfte das nötige Werkzeug und Knowhow, um professionell mit Diskriminierun gen von jungen Menschen umzugehen. Eingerahmt werden die Workshops von sieben Fachvorträgen zu unterschiedlichen Themen rund um die Begrifflichkeit der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, der Diskriminierung und der Intersektionalität. - - - 2 „Unter dem Begriff Intersektionalität wird die Verschränkung verschiedener Ungleichheit generierender Strukturkategorien verstanden. Intersektionale Theorie zielt daher darauf ab, das Zusammenwirken verschiedener Positionen sozialer Ungleichheit zu analysieren und zu veranschaulichen, dass sich Formen der Unterdrückung und Benachteiligung nicht additiv aneinanderreihen lassen, sondern in ihren Verschränkungen und Wechselwirkungen zu betrachten sind. Durch die Beachtung verschiedener Strukturkategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Nationalität, Sexualität, Alter etc. soll gezeigt werden, dass keine dieser Ka tegorien alleine steht, sondern sowohl für sich als auch im Zusammenspiel mit den anderen einen die gesellschaftlichen Machtverhältnisse mitkonstituierenden Effekt hat. Die intersektionale Perspektive kann als Weiterentwicklung der Geschlechterforschung betrachtet werden und ermöglicht, multiple Ungleichheits und Unterdrückungsverhältnisse zu analysieren, die über die Kategorie Geschlecht allein nicht erklärt werden könnten“ (Küppers, 2014). - - Abbildung: Heitmeyer, 2021, S. 17. I N F O
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