JaS Handbuch

III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis JaS-Handbuch 43 Gleichzeitig kann es aber auch sein, dass die JaS zu Beginn einer Beratungssequenz die Eltern berät und erst zu einem späteren Zeitpunkt Kontakt mit dem jungen Menschen aufnimmt. In letzterem Beispiel befinden sich die JaS-Fachkräfte dann in der Einzelfallhilfe, die zu einem späterem Zeitpunkt erläutert wird. Ein weiteres Szenario im Beratungssetting der JaS kann die Beratung einer Gruppe junger Menschen, wie z.B. bei einer ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom)-Gruppe an der Schule in der Sozialpädagogischen Gruppenarbeit sein. Auch Lehrkräfte wenden sich im Einzelfall an die JaS, um sich z.B. im Umgang mit jungen Menschen mit herausforderndem Verhalten beraten zu lassen. Ein drittes und letztes Beratungsszenario findet sich im Bereich der schulischen Beratungsdienste. Als Beispiel sei hier die Beratung der Eltern und des jungen Menschen in Kooperation mit der Klassenleitung der Schülerin oder des Schülers unter Hinzuziehung des schulpsychologischen Dienstes angeführt. Grund für ein solches Beratungsgespräch könnte beispielhaft schulabsentes Verhalten des jungen Menschen sein. Die Gründe für die Beratung der jungen Menschen, der Eltern und der Lehrkräfte sind vielschichtig. Nachfolgend werden einige Beispiele benannt, die häufig Anlass für die individuelle Beratung der Zielgruppe durch die JaS-Fachkräfte sind: Gerade im häuslichen Umfeld steckt viel Potenzial für Konflikte. Dafür sorgen oftmals prekäre Lebensverhältnisse, in denen die jungen Menschen und deren Familien leben und aufwachsen. Auch ein mögliches Desinteresse der Eltern an der sozialen, emotionalen oder schulischen Entwicklung der Kinder bietet dabei viel Konfliktpotenzial zwischen den jungen Menschen und deren Eltern, aber auch zwischen Schule und Jugendhilfe. Trennung und Scheidung können zu hoch konfliktträchtigen Situationen führen, bei denen nur die jungen Menschen eine Beraterin oder einen Berater an ihrer Seite brauchen. Bei psychischen Erkrankungen oder Suchtproblematiken, z. B. eines Elternteils oder aber beim Heranwachsenden selbst, brauchen die jungen Menschen vielfach Unterstützung, die durch die Beratung der JaS an der Schule gewährleistet wird. Körperliche Gewalt, sexualisierte Gewalt bzw. sexueller Missbrauch, seelische Gewalt und Vernachlässigung im häuslichen Umfeld sind Themen, mit denen die JaS konfrontiert wird und bei denen die JaS-Fachkräfte die jungen Menschen beraten und unterstützen. Ein geringes Selbstwertgefühl und Identitäts- und Beziehungsprobleme sind ein häufiger Grund, warum sich junge Menschen an die JaS zur Beratung wenden. Gleiches gilt für Essstörungen, Sucht und Suizidalität. Gerade die Post-Corona Zeit zeigt auf, dass das Thema Einsamkeit ein häufiger Bratungsgrund ist, mit dem sich die Schülerinnen und Schüler hilfesuchend an die JaS-Fachkräfte wenden. Die Studie zur „Jugendsozialarbeit an Schulen in Bayern während der Corona-Pandemie“ veranschaulicht deutlich, dass in dieser Zeit viele junge Menschen geradezu vereinsamt sind (vgl. Beck, 2022, S. 39). Durch die soziale Isolation der jungen Menschen während der Lockdownphasen in der Zeit des pandemischen Geschehens hat sich gezeigt, dass bereits bei Kindern und Jugendlichen Einsamkeitserleben und soziale Isolation mit Depressionen einhergehen können (vgl. Neu, Küpper & Luhmann, 2023). Dass also das Risiko, an einer Depression zu erkranken, durch das Einsamkeitserleben erhöht wird. Immer wieder leiden Schülerinnen und Schüler unter Einsamkeit. Diskriminierung, Ausgrenzung und Mobbing können Gründe dafür sein, ebenso Versagensängste, Probleme oder psychische und physische Erkrankungen, aber eben auch die Belastungen während der Corona-Pandemie. Für die jungen Menschen ist es dabei von großer Bedeutung, dass sie sich jemandem anvertrauen können, um über ihre Belastungen zu sprechen. An dieser Stelle kann die JaS gut ansetzen, um die jungen Menschen durch gezielte Angebote bei der Überwindung der Einsamkeit zu unterstützen und ihnen Wege aus dieser aufzuzeigen oder sie an die geeigneten Beratungsstellen (z. B. Erziehungsberatungsstellen) weiter zu vermitteln. Die Übergänge vom Kindergarten in die Grundschule, von der Grundschule in die weiterführende Schule oder später ins Berufsleben sind Hürden, die es zu überwinden gilt. Im Zusammenspiel mit den Eltern, den Lehrkräften und den schulischen Diensten steht die JaS den jungen Menschen beratend zur Seite. Bei Problemen mit den Hausaufgaben, Leistungsproblemen, Schulversagen und Schulabsentismus ist die JaS die Schnittstelle, um die jungen Menschen zu beraten und an die geeigneten Stellen weiter zu leiten. Warum? Probleme und Konflikte im Elternhaus Persönlichkeitsentwicklung Einsamkeit Kontext Schule

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