Mitteilungsblatt 01 2024

MITTEILUNGSBLATT 01-2024 4 T H EMA Große Bandbreite an Anliegen Die Gründe, warum sich die Betroffenen mit Heimer fahrung an die Beratungsstelle wenden, sind so unter schiedlich wie die Menschen selbst. Einige konnten in ihrem Leben aufgrund der Missbrauchserfahrungen in der Kindheit und Jugend nie Fuß fassen, werden von ak tuellen privaten oder gesellschaftlichen Geschehnissen getriggert und sind immer wieder von psychischen und/ oder finanziellen Krisen betroffen. Andere wollen bei spielsweise im Alter ihre Kindheitserfahrungen im Heim aufarbeiten und sind auf der Suche nach Heimakten und Unterlagen aus dieser Zeit. Wieder andere befürc ten, mit fortgeschrittenem Alter in einem Pflegeheim einquartiert zu werden und haben Angst, in diesem stationären Setting wieder mit ihrer schmerzhaften Heimvergangenheit konfrontiert zu werden. In all diesen und auch allen anderen Krisensituationen und Problem lagen nimmt sich das Team der BMH den Klientinnen und Klienten an und versucht Hilfs- und Unterstützungs angebote zu vermitteln. - - - - h- - - Überindividuelle Aufarbeitung Neben der individuellen Beratung mittels Beratungs gesprächen liegt der Schwerpunkt der BMH auf der überindividuellen Aufarbeitung der Heimerfahrungen. Hier geht es darum, unter aktiver Mitgestaltung und Partizipation der Betroffenen die Gesellschaft für deren unterschiedliche Erfahrungen zu sensibilisieren. Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise. - Gesellschaftliche Sensibilisierung Am anschaulichsten wird die gesellschaftliche Aufar beitung sicherlich durch den goldglänzenden Bären vor dem Gebäude des ZBFS – Bayerisches Landesju gendamt. Dieser wurde als bleibendes Mahnmal für alle betroffenen Menschen mit Heimerfahrung am 12. Mai 2023 nach einer Rede von Sozialministerin Ulrike Scharf und ehemaligen Heimkindern feierlich eingeweiht. Der Fachbeirat der Anlaufstelle für ehemalige Heim kinder war maßgeblich an dem vorangegangenen Kunstwettbewerb beteiligt. Kurz darauf, im Juli 2023, wurde der Beirat verabschiedet. Gemeinsam mit den ehemaligen Heimkindern, Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bayerischen Sozialministerium, der kirchlichen Wohlfahrtsverbände, der Wissenschaft und der Politik wurde auf die erfolgreiche Zusammenarbeit des Fach beirats von 2014 bis 2023 zurückgeschaut. Gleichzeitig wurden neue Ideen für die zukünftige Aufarbeitung gesammelt. Die Betroffenen betonten dabei den stets respektvollen Austausch untereinander. - - - - Aber auch andere Projekte zur überindividuellen Aufar beitung wurden vorangetrieben. So vernetzte sich die BMH mit der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH), um die Fachkräfte von morgen über die Thematik aufzuklären und zu sensibilisieren. Im Rahmen dessen entwarf Maximilian Ditz (ZBFS – Bayerisches Landes jugendamt/BMH) ein Seminar, welches er im Oktober 2023 mit Erfolg an der Hochschule vor Studierenden der Sozialpädagogik hielt. Weitere Kooperationen mit Hochschulen, Universitäten und Ausbildungsstätten sind in Planung. Ferner wurden Einrichtungen bei der Aufar beitung ihrer institutionellen Geschichte unterstützt und Institutionen konzeptionell beraten. - - - Fazit und Ausblick Als Fazit des ersten Jahres der BMH lässt sich festhal ten, dass auch nach Auslaufen der Anlaufstelle für ehe malige Heimkinder und der Stiftung Anerkennung und Hilfe Ende 2022 weiterhin großer Beratungs- und Unter stützungsbedarf von Seiten der Zielgruppen besteht. - - - Für 2024 hat sich die BMH deswegen zum Ziel gesetzt, durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit den Bekannt heitsgrad der Beratungsstelle weiter zu steigern, um noch mehr Betroffene zu erreichen. Des Weiteren soll die aktive Zusammenarbeit mit allen vier Betroffenen gruppen (Menschen aus der Kinder- und Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, Psychiatrieerfahrene und Verschickungskinder) durch die Initiierung eines neuaus gerichteten Fachbeirats gefördert und gestärkt werden. Die Betroffenen sollen so unmittelbar bei dem Aufar beitungsprozess der Unrechtserfahrungen und bei der Initiierung von Verbesserungen innerhalb des Hilfesys tems beteiligt werden. Außerdem sollen Projekte zur gesellschaftlichen Aufarbeitung des Leid und Unrechts im Heimkontext ausgeweitet werden. Zu nennen ist hier die Vernetzung und Kooperation mit Hochschulen, Universitäten und Ausbildungsstätten. Das Ziel all dieser Projekte ist die Förderung von Prävention, Inklusion und Schutzkonzepten in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, damit solche Unrechtserfahrun gen in der Zukunft möglichst nicht wieder geschehen können. - - - - - - MAXIMILIAN D I T Z ANN I NA BÖ R GMANN

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