Mitteilungsblatt_02_2019

M I T T E I L U N G S B L A T T 02-2019 02 T H E M A 2 5 . G E S A M T B A Y E R I S C H E J U G E N D A M T S L E I T U N G S T A G U N G I N R E G E N S B U R G Die 25. Gesamtbayerische Jugendamtsleitungstagung (JALT) fand vom 13. bis 15. Mai in Regensburg statt. An die 125 Teilnehmende kamen ins neue Tagungs- und Konferenzzentrum Marinaforum im Osten der Stadt. Mit seinem postindustriellen Ambiente zeigte sich der ehemalige Schlachthof von seiner besten Seite. Traditionell ist die Gesamtbayerische Jugendamtsleitungstagung eine Plattform zur Information über die aktuellen Befassungen in der bayerischen Kinder- und Jugendhilfe. Hierzu berich- teten Isabella Gold vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und Dr. Norbert Kollmer, Präsident des Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS). Das Schwerpunktthema war jedoch die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendhilfe. In dem großen Forum fanden alle aus ganz Bayern angereisten Jugendamtsleiterinnen und -leiter Platz und ließen sich von Hans Reinfelder, dem Leiter des Baye- rischen Landesjugendamtes im ZBFS, in das Thema ein- führen. In einem Parforceritt zeigte Reinfelder die Ent- wicklung der letzten 15 Jahre auf. Angefangen von der bahnbrechenden Erfindung des iPhones im Jahr 2007 über Apps wie WhatsApp, Instagram und Twitter einige Jahre später bis hin zur These, dass es in wahrschein- lich wenigen Jahrzehnten möglich sein wird, winzige Geräte in unsere Hirne einzupflanzen und Signale an eine Cloud zu senden. Er ging mit dem Onlinezugangs- gesetz (OZG) und seiner Umsetzung in Bayern bis Ende 2020 auf die aktuellen Entwicklungen in der Politik ein. Und immer wieder fragte er nach der Bedeutung der Digitalisierung für Familien und deren Kinder, und – last but not least – deren Auswirkungen auf die bayerische Kinder- und Jugendhilfe. Hier konnte Reinfelder berichten, dass die Kinder- und Jugendhilfe schon die ersten Gehversuche in Richtung Digitalisierung gemacht hat, wie etwa die Stadt Erlan- gen und der Landkreis Erlangen-Höchstadt mit ihrer gemeinsamen Familien-App oder die Stadt Nürnberg mit einem Kita-Portal, über das sich bereits seit Mai 2018 Nürnberger Eltern einen Kita-Platz suchen können. Ein umfassen- des Online-Angebot bietet auch das Fa- milienportal ARBERLAND im Landkreis Regen. Dort ist es seit November 2018 möglich, Ansprechpartner und rund 450 Angebote zu Schwangerschaft und Geburt, Kinder und Jugendliche sowie Familie und Senioren zu finden und abzurufen. Eine passende Einrichtung für sein Kind oder eine Info-Veranstaltung rund um die Erziehung zu finden, sei eine Sache, so Reinfelder, „aber inwieweit wird die Digitalisierung die Soziale Arbeit beeinflussen und prä- gen?“, und fragte weiter, ob in Zukunft Entscheidungen auf der Basis von Algorithmen getroffen werden oder ein Online-Angebot eine Face-to-Face-Beratung erset- zen könnte? Damit hatte er das ganze Spektrum der Veranstaltung angerissen, und übergab an den ersten Referenten, Stephan Groschwitz vom Bundesministeri- um für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In seinem Vortrag „Alles Handy oder was? – Warum die Digitalisierung eine gesamtgesellschaftliche Her- ausforderung ist.“ skizzierte der Soziologe anschaulich, wie sehr die Digitalisierung bereits jetzt unser Leben beeinflusst. Egal ob es um die Bereitstellung ange- messener Kinderbetreuung und die Eltern-Kita-Kom- munikation, den Online-Zugang zu Leistungen oder um die Automatisierung der Pflege mit technischen Assis- tenzsystemen ginge, an der Digitalisierung führe kein Weg mehr vorbei. „Die Digitalisierung“, so Groschwitz, „betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens … und hat eine tiefgreifende Wirkung auf uns als Einzelne, auf unsere Weltsicht, auf unser Sozialleben, auf unsere gesellschaftlichen Strukturen.“ Auch wenn viele Men- schen Bedenken hätten, dürften sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen: „Wir sind Akteur:innen, keine Zuschauer:innen. Wohin sich die Gesellschaft entwickelt, ist noch nicht ausgemacht.“ Aber man müsse die Chance ergreifen, um mitzugestalten, denn die Digitalisierung ließe sich nicht aufhalten. Notwendig dazu seien digitale Kompetenzen, die aber weit mehr DIGITALISIERUNG: AUCH IN DER KINDER- UND JUGENDHILFE

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