JaS Handbuch

III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis 66 JaS-Handbuch Von Seiten des Jugendamts sollte dabei die Rolle der JaS-Fachkraft möglichst einheitlich für den ganzen Jugendamtsbezirk geregelt werden. Dies muss auch mit den freien Trägern der Jugendhilfe (JaS-Träger) abgestimmt werden. Um Schulabsentismus erfolgreich zu vermeiden, braucht es ein abgestimmtes Verfahren, die Vernetzung aller Beteiligten im konkreten Einzelfall und ein frühzeitiges und konsequentes Handeln. III.1.9 Aufsuchende JaS/ Hausbesuch u.a. Nicht nur, aber auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Instrumente der aufsuchenden sozialen Arbeit für die JaS-Fachkräfte von großer Bedeutung sind. Die Orientierung der Arbeit der JaS an den Lebens- und Sozialräumen der jungen Menschen und deren Familien ist fundamental für die Wirksamkeit der niedrigschwelligen Angebote der JaS. Die Prinzipien des Kontaktaufbaus und aufrechterhaltung, das Initiieren und die unterstützende Begleitung von Veränderungsprozessen sind die klassischen Arbeitsbereiche der aufsuchenden Sozialen Arbeit und auch identisch mit den Kernaufgaben der JaS. Strategien für erfolgreiche Hausbesuche und aufsuchende Angebote sind grundlegende Kompetenzen der Gesprächsführung, persönliche Kompetenzen wie Empathie und Offenheit und das Einnehmen der Gastrolle im fremden Haushalt oder Sozialraum (Gerull, 2014). Gerade für junge Menschen aus prekären und/oder zerrütteten Familienverhältnissen ist der kontinuierliche Besuch der Schule eine oftmals zu hohe Hürde und aus diesem Grund, gerade um sie aus der Benachteiligung zu führen, sind sie auf die Unterstützung durch die JaS-Fachkräfte angewiesen. Wenn also eine Schülerin oder ein Schüler nicht oder nur sporadisch den Unterricht besucht, ist es Aufgabe der JaS, Kontakt mit ihm und seiner Familie aufzunehmen. Dies erfordert, den Lebensraum des jungen Menschen und seiner Familie mit in das Tätigkeitsfeld der JaS aufzunehmen und die jungen Menschen dort aufzusuchen, wo sie sind. Ein Rückblick: „Der Hausbesuch erlebte in der Pandemie eine Renaissance in der JaS. Vor der Pandemie war es unüblich in der Arbeit der JaS Hausbesuche bei den jungen Menschen zu machen. Widerstände bezüglich der Hausbesuche kamen auch von Trägerseite, sie waren bei Hausbesuchen um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden besorgt. Dies ist auch ein Grund dafür, warum das wirkungsvolle Instrument Hausbesuch in der JaS vor der Pandemie selten zur Anwendung kam. Um in der Pandemie aber regelmäßig Kontakt zu den jungen Menschen halten zu können, gerade in der Zeit des Homeschoolings, war die JaS auf diese Form des pädagogischen Handelns angewiesen. Der Mehrwert der Kontaktaufnahme am Lebensort der jungen Menschen, wurde sowohl von Seiten der JaS, als auch von Seiten der jungen Menschen und ihrer Eltern, als gewinnbringend gesehen. Schule und Jugendhilfe profitierten somit von der proaktiven Haltung und aufsuchenden Arbeit der JaS. Gerade in der Beziehungsarbeit erwies sich der Hausbesuch als gewinnbringendes Medium. Da der Hausbesuch sich gerade in Pandemiezeiten als hochwirksames Instrument der Kontaktaufnahme aber auch der Beziehungsarbeit gezeigt hat und sich sowohl die Klientinnen und Klienten, als auch die JaS an dieses Element der aufsuchenden Sozialen Arbeit gewöhnt haben ist dieser zukünftig nicht mehr aus dem Portfolio der JaS weg zu denken“ (Reber, 2022). Auf was ist bei Hausbesuchen oder bei anderen aufsuchenden Angeboten zu achten? Ab wann sind sie für die JaS ein gewinnbringendes Medium, um mit den jungen Menschen und deren Familien in Kontakt zu kommen? Der entscheidende Unterschied zwischen den Hausbesuchen des ASD der Jugendämter und der JaS liegt darin, dass die Hausbesuche der JaS einen anderen Charakter haben. Ist der Hausbesuch des ASD in der Regel darauf ausgelegt zu prüfen, unter welchen Lebensumständen die jungen Menschen und deren Familien leben und ob ggf. eine Gefährdung des Kindeswohls vorliegt, ist der Hausbesuch der JaS eher ein Angebot an die Eltern oder den jungen Menschen, um mit der Familie in ihrem gewohnten Umfeld in Kontakt zu kommen. Viele Eltern haben negative Erfahrungen mit der Schule gemacht und aus diesem Grund bietet sich z.B. ein Hausbesuch an, um ohne Vorbelastungen mit den Eltern und/oder dem jungen Menschen in Kontakt zu kommen und um eine vertrauensvolle Beziehung mit diesen aufzubauen. Hausbesuche durch die JaS-Fachkräfte sollen nie unangekündigt stattfinden, dies würde das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und JaS von vorherein stark belasten und hätte wiederum einen kontrollierenden Charakter. Auch muss von Seiten der JaS-Träger ein klares Signal an die JaS-Fachkräfte ausgehen, dass Hausbesuche, wenn sie im Einzelfall erforderlich sind, gewünscht werden. Da die Hausbesuche in der Regel außerhalb der Kernarbeitszeit stattfinden, also nach 17 Uhr (z. B. wenn die Eltern von der Arbeit wieder zu Hause sind), müssen dafür Regelungen gefunden werden, gleiches gilt für das Entstehen von Fahrtkosten etc. Die Renaissance Der Unterschied Hausbesuch ASD vs.

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