JaS Handbuch

III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis JaS-Handbuch 87 Ein großer Vorteil der virtuell aufsuchenden Arbeit in der JaS ist, dass eine sonst oftmals schwierig zu erreichende Gruppe junger Menschen, die aber auch zur Zielgruppe der JaS gehören, über den virtuellen Raum niederschwellig erreicht werden können: Dazu gehören beispielsweise schüchterne, ängstliche junge Menschen, die sich zunächst anonym digital melden wollen sowie junge Menschen, von denen Außenstehende nicht wissen sollen, dass sie sich ratsuchend an die JaS-Fachkräfte wenden. Virtuell aufsuchende Arbeit der JaS kann Unterstützung beim Aufbau einer tragfähigen, wechselseitigen Beziehung zwischen den JaS-Fachkräften und der Zielgruppe sowie den Lehrkräften/der Schulleitung und den Eltern fördern. Sie ist geprägt von einem sehr niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten und Leistungen der JaS. Ein wesentlicher Bestandteil der virtuell aufsuchenden Arbeit der JaS ist dabei die hybride Beratung (wie bereits im Vorfeld erläutert). Unter hybride Beratung fallen alle digitalen Formate, in denen Beratung durch die JaS-Fachkräfte stattfindet, die das Ziel haben, die eigentliche Beratung perspektivisch F2F, also in Präsenz, durchzuführen. Die Werkzeuge der hybriden Beratung sind zum einen die F2F-Beratung sowie alle digitalen Formate wie Chat, Sprachnachricht, Telefon, E-Mail und Videoberatung. Die Beratung oder die Kontaktherstellung per Chat bietet sich gerade für junge Menschen an, die zunächst anonym bleiben und sich einen ersten Eindruck von den Angeboten der JaS-Fachkräfte machen wollen. Der Chat dient oftmals als Eisbrecher in der digitalen Beratung, da er sehr niedrigschwellig ist und die Hemmschwelle, in einem Chat Fragen an die JaS-Fachkräfte zu stellen, in der Regel sehr niedrig ist. In der hybriden Beratung kann der Chat gut über z. B. MS Teams oder Mebis, die seit der Corona-­ Pandemie an vielen Schulen sowohl den Lehrkräften als auch den Schülerinnen und Schülern zur freien Nutzung zur Verfügung stehen, umgesetzt werden. Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass die JaS-Fachkräfte dieses Angebot zeitlich klar vorstrukturieren und die Termine für den „Chat mit der JaS“ z. B. auf der Homepage der Schule veröffentlicht werden (z. B. JaS-Chat montags immer von 15:00 – 16:00 Uhr auf www.chatmitderjas.de). Die nachfolgenden Textpassagen zu Messenger und E-Mail werden in Teilen zitiert aus der Expertise „Digitale Kommunikation, Beratung und Beziehungsgestaltung im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe von Prof. Emily M. Engelhardt aus dem Jahr 2023.34 In der Regel kommunizieren die jungen Menschen mit dem Smartphone via Messenger. Als Messenger werden z. B. WhatsApp, Threema, Signal, Telegram etc. bezeichnet. Die Messenger sind also ein digitales Werkzeug, mit dem die jungen Menschen vertraut sind. Für die JaS-Fachkräfte ermöglicht die „Beratung via Messenger … eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten, die gleichzeitig aber auch größere Herausforderungen darstellen können. Der Messenger kann alle bisher genannten Formen der Onlineberatung in sich bündeln und um weitere Ausdrucksformen ergänzen. So kann im Messenger wie bei der Mail oder im Forum zeitversetzt kommuniziert und/oder in Gruppen kommuniziert werden. Es kann aber auch wie im Chat zeitgleich hin- und hergeschrieben werden. Die meisten Messenger verfügen auch über die Möglichkeit, aus der App heraus einen Videocall zu starten und letztlich auch einen Audiocall durchzuführen, also eine telefonische Beratung (möglich) zu machen. Hinzu kommt die Möglichkeit, Sprachnachrichten oder Videos aufzuzeichnen und zu versenden, die wiederum zeitversetzt empfangen und abgespielt werden können. Im Messenger werden alle Kommunikationsformen in einer Art „Beratungsstream“ dokumentiert und können so jederzeit wieder aufgerufen und damit auch die Beratungsbeziehung aktualisiert werden.“ (Engelhardt, 2023 S. 23) Für Ratsuchende junge Menschen stellt die E-Mail-Beratung vor allem die Möglichkeit einer sehr anonymen Form der Beratung dar. Die Ratsuchenden jungen Menschen können den JaS-Fachkräften über ihre privaten E-Mail-Accounts anschreiben und bleiben so erst einmal geschützt und anonym. So wird die E-Mail-Beratung auch als besonders niedrigschwellig beschrieben (vgl. Engelhardt, 2023). 34 Die Expertise „Digitale Kommunikation, Beratung und Beziehungsgestaltung im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe ist entstanden vor dem Hintergrund des BMFSFJ geförderten Projekts „JAdigital. Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe konzeptionell gestalten“, welches das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) in Kooperation mit dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim (Prof. Dr. Wolfgang Schröer) und dem Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) durchführt. Hybride Beratung Chat Messenger E-Mail

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