JaS Handbuch

III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis 88 JaS-Handbuch Gleichwohl stellen sich den jungen Menschen bei der E-Mail-Beratung einige Hürden: „Sie müssen zum einen in der Lage sein, sich schriftlich auszudrücken und zum anderen auch die Fähigkeit besitzen, bereits eine selbstreflexive Leistung zu vollbringen, wenn sie ihr Anliegen verschriftlichen und ihre Themen im Text so aufbereiten, dass sie möglichst gut von einer anderen Person nachvollzogen werden können. In dieser Herausforderung steckt aber auch eine der größten Chancen der textbasierten Onlineberatung: Das Sortieren und Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen schafft für viele Menschen, eben auch für junge Menschen, bereits einen Teil der Selbstklärung. Ein weiterer Pluspunkt der Mailberatung ist die Möglichkeit Themen dann zu adressieren und wegzuschicken (Katharsiseffekt), wenn sie den Ratsuchenden unter den Nägeln brennen. Es bedarf keiner Wartezeiten wie bei einem Präsenztermin, da eine Mail jederzeit abgeschickt werden kann.“ (Engelhardt, 2023 S. 29) Herausforderungen stellen sich bei allen Formen der hybriden digitalen Beratung der JaS nicht nur hinsichtlich der Auswahl einer aus Datenschutzperspektive geeigneten App, sondern vor allem hinsichtlich der Prozess- und Arbeitsorganisation. Denn wie vorrangehend schon erläutert, suggeriert die Kommunikation via Videocall, Chat, Messenger und E-Mail eine Dauererreichbarkeit, die von den JaS-Fachkräften nicht gewährleistet werden kann und soll. Wichtig sind klare Absprachen mit den jungen Menschen, wie Reaktionszeiten gestaltet werden und zu welchem Zweck die digitalen Formate der Beratung in der JaS genutzt werden können (vgl. Engelhardt, 2023). Als allgemeiner Qualitätsstandard für die schriftliche Onlineberatung hat sich eine Reaktionszeit im Erstkontakt von 24-48 Stunden etabliert. Von Bedeutung ist daher, dass die JaS-Fachkräfte und die Schule auf ihrer Homepage darauf hinweisen, dass das Angebot der Online-Beratung durch die JaS-Fachkraft nicht als Krisenhotline genutzt werden kann und dass dort auf entsprechende andere Anbieter (z. B. Telefonseelsorge, Krisennotdienst) verwiesen wird. III.3.4 Prinzipien der virtuell aufsuchenden Arbeit der JaS Junge Menschen und/oder deren Eltern entscheiden eigenständig, ob sie die digitalen Angebote der JaS annehmen und nutzen wollen. Bezogen auf die Sozialen Netzwerke (sollten diese Datenschutz konform sein!) sollten die JaS-Fachkräfte die jungen Menschen über die Möglichkeit der Kontaktaufnahme informieren (Flyer, Mundpropaganda, Kontaktdaten). Sie sollten jedoch keine direkten Freundschaftsanfragen an junge Menschen richten. Den jungen Menschen bleibt es freigestellt, den Kontakt zu den JaS-Fachkräften aufzubauen. Das Prinzip der Freiwilligkeit besteht auch im digitalen Raum, so dass die jungen Menschen und/oder deren Eltern über die Kontaktaufnahme und die Angebotsnutzung sowie über den Kontaktabbruch selbst bestimmen. Die Inanspruchnahme der digitalen Angebote der JaS ist an keinerlei Bedingungen geknüpft und kann von den jungen Menschen kostenlos und ohne Voranmeldung genutzt werden. Den Selbstpräsentationen und Darstellungen der jungen Menschen in Sozialen Netzwerken begegnen die JaS-Fachkräfte stets wertschätzend und akzeptierend. Sie haben Verständnis für den Eigensinn jugendlicher Selbstdarstellung und die kreative Gestaltung der Profile und Auftritte. Aufklärerisch tätig werden sie nur, wenn die Bilder und/oder Inhalte, die die jungen Menschen veröffentlichen, selbst- und/oder fremdgefährdend sind (z. B. Bildmaterial von pornografischen Darstellungen, illegalen Drogen oder kriminellen Handlungen). Initiieren die JaS-Fachkräfte ein neues digitales Angebot (z. B. Online-Beratung, virtuelles Elterncafé für die Zielgruppe etc.) innerhalb eines Sozialen Netzwerkes oder auf einer digitalen Plattform (Webex, MS Teams, Big Blue Button etc.), so ist es erforderlich, dass es für die jungen Menschen und/oder deren Eltern klar ersichtlich ist, an wen sich das Angebot richtet und mit wem sie es bei der Nutzung des Angebots zu tun haben. Das Angebot (z. B. Online-Beratung, digitaler Briefkasten etc.) wird zwar öffentlich gemacht, damit es für die jungen Menschen und/oder deren Eltern transparent und zugänglich ist, aber nicht offensiv beworben. Die JaS-Fachkräfte können den Datenschutz, insbesondere bei kommerziell betriebenen Sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, Tik Tok etc.) und Messenger Diensten (WhatsApp, Signal etc.) nicht gewährleisten. Darüber sind die jungen Menschen unbedingt von den JaS-Fachkräften zu informieren. Etikette Freiwilligkeit Niedrigschwelligkeit Akzeptanz Transparenz Vertraulichkeit und Datenschutz

RkJQdWJsaXNoZXIy MzcwMzIy