JaS Handbuch

IV. Schwerpunkte, Übergänge und Schnittstellen 98 JaS-Handbuch Der Übergang von der Grund- in die Mittelschule bedeutet für die jungen Menschen, dass sie weiterhin, ähnlich wie in der Grundschule, nach dem Klassenlehrerprinzip unterrichtet werden. In den meisten Fällen bedeutet dies, dass eine Klassenlehrkraft die jungen Menschen betreut. Sie ist für sie gleichzeitig Vertrauensperson und Ansprechpartnerin/Ansprechpartner. Dieses Prinzip soll eine entspannte und angenehme Lernatmosphäre fördern. Mit Methodentraining und didaktisch-methodisch offenen Unterrichtsformen sollen die jungen Menschen an Mittelschulen darauf vorbereitet werden, im Team zu arbeiten und bei der Arbeit den Respekt für das Gegenüber und sein Tun zu zeigen. In jedem Mittelschulverbund steht ein verlässliches offenes Ganztagesangebot zur Verfügung. Diese werden in der Regel durch externe Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner unterstützt. Integration hat in der Mittelschule einen großen Stellenwert. Übergangsklassen bieten dabei den jungen Menschen die Möglichkeit, individuell gefördert zu werden. Die Mittelschule ist stark praxisorientiert und eng verzahnt mit den ortsnahen Betrieben, mit dem Ziel, den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich eine Orientierung zu verschaffen, um eine Entscheidung treffen zu können, wo sie später beruflich tätig werden wollen. An den Mittelschulen gibt es ein umfassendes Konzept zur beruflichen Orientierung.36 Ziel der Mittelschule ist nicht nur die Vorbereitung der jungen Menschen auf das Berufsleben, sondern auch ihnen einen erfolgreichen Schulabschluss (Qualifizierender Abschluss und/oder Mittlerer Schulabschluss) zu ermöglichen, um damit ggf. weitere Etappen in der Schulkarriere zu ermöglichen, z. B. die FOS zu besuchen. Der Übergang von der Grundschule in die Mittelschule ist geprägt vom Wechsel. Die Klassengemeinschaften, die in der Grundschule über vier Jahre hinweg den Schulalltag größtenteils gemeinsam bewältigt haben, werden getrennt und besuchen im Anschluss an die Grundschule je nach Neigung, Begabung und/oder individueller Förderung die Mittelschule, die Realschule oder das Gymnasium. Dieser Wechsel kann einen großen Einschnitt in das Leben der jungen Menschen bedeuten, da geschlossene Bindungen und Freundschaften, die über Jahre hinweg aufgebaut wurden, durch den Schulwechsel teilweise massiv beeinflusst oder gar gebrochen werden. Im Schuljahr 2021/2022 wechselten 41,1 % aller Grundschülerinnen und Grundschüler nach der vierten Jahrgangsstufe an das Gymnasium, 28,9 % an die Realschule und 27,1 % an die Mittelschule (vgl. StMUK 2023, S. 18). Dies bedeutet umgerechnet auf eine durchschnittliche Grundschulklasse, dass von 25 Schülerinnen und Schülern 17,5 junge Menschen an die Realschule oder das Gymnasium wechseln und lediglich 7,5 an die Mittelschule. An diesen Zahlen wird deutlich, wie groß die Veränderungsprozesse am Übergang von der Grundschule in die Mittelschule sind und was das für die Schülerinnen und Schüler bedeutet, die an die Mittelschule wechseln. Gerade die jungen Menschen, die an der Notenschwelle zwischen Mittel- und Realschulempfehlung liegen, stellen eine erhöhte Risikogruppe dar (vgl. Reinders, et al. 2015). Mögliche Handlungsschritte der JaS-Fachkräfte an den Mittelschulen beim Übergang von der Grundschule in die Mittelschule unter der Fokussierung auf die JaS-Zielgruppe und der Beachtung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen:  Auffangen und unterstützen von Kindern und Jugendlichen in den fünften Klassen, die den Übertritt in die Realschule oder Gymnasium nicht geschafft haben und sich nun als Versager empfinden oder unter dem Verlust von jahrelangen Freundinnen oder Freunden erheblich leiden. Für diese jungen Menschen sind Angebote zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Sozialkompetenz hilfreich, die sie ihre Ressourcen entdecken lassen und ihnen (wieder) Erfolgserlebnisse ermöglichen.  Auffangen, unterstützen und integrieren derjenigen Kinder und Jugendlichen, die von der Realschule oder dem Gymnasium aufgrund nicht ausreichender Leistungen wieder an die Mittelschule zurückkehren. Dabei sind unterschiedliche Maßnahmen zur Integration, zur gegenseitigen Akzeptanz und zur Förderung der Klassengemeinschaft angezeigt. Hier empfiehlt es sich, Absprachen mit der Schule zu treffen, damit regelhaft und rechtzeitig die JaS-Fachkraft informiert wird, wenn eine Schülerin oder ein Schüler zurückkehrt. Dies gilt auch, wenn ein Schulwechsel von einer Mittelschule zur anderen während des Schuljahres stattfindet. Auch hier sollte im Sinne von Prävention das Gespräch der JaS mit der Schülerin oder dem Schüler regelhaft erfolgen und gegebenenfalls die Integration durch geeignete Maßnahmen aktiv unterstützt werden. 36 Der Begriff „Berufliche Orientierung“ wird im Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 7. Dezember 2017 als einheitlicher Begriff empfohlen, unter dem alle Angebote der Berufs- und Studienorientierung zusammengefasst werden. In Zahlen Handlungsschritte von der GS in die MS

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