JaS Handbuch

III. Die Tätigkeit als JaS-Fachkraft – die Praxis 60 JaS-Handbuch  Verbale Gewalt: Beleidigungen, Drohungen oder verbale Belästigungen. Darunter fallen z.B. Sprüche, Zuschreibungen, Beleidigungen, Verleumdungen, üble Nachrede, sozialer Ausschluss.  Mobbing: Handlungen mit einem breiten Verhaltensspektrum gegen eine Person, die bezwecken oder bewirken, dass ihre Würde verletzt wird. Durch die Täterinnen und Täter wird bewusst ein von Einschüchterungen, Drohungen, Anfeindungen, Beleidigungen, Verleumdungen oder sozialer Isolation gekennzeichnetes Umfeld geschaffen. Zum Mobbing zählen Handlungen negativer Art, die vorsätzlich durch einen oder mehrere Personen gegen eine Mitschülerin oder einen Mitschüler gerichtet sind. Ein wesentliches Merkmal von Mobbing ist, dass die Angriffe regelmäßig und über einen längeren Zeitraum erfolgen. Zu Mobbing gehört auch das systematische Schikanieren, Ausgrenzen und/oder Diffamieren von Mitschülerinnen und Mitschülern.  Cybermobbing: Mobbing durch Internet oder Mobiltelefon. Fortgesetzte Beschämung, Verleumdung, Bedrohung und Belästigung mit Hilfe von Bild- und Videoveröffentlichungen, in die die Betroffenen nicht eingewilligt haben, oder durch E-Mails, Chatrooms und Nachrichten über das Mobiltelefon sowie durch Deep-Fakes, wenn z. B. das Gesicht eines Kindes auf einen pornografischen Video- oder Bildausschnitt gesetzt wird und das dann verbreitet wird. Zum erweiterten Spektrum des Phänomens der Gewalt an Schulen zählen:  Sexualisierte Gewalt: Sexualisierte Übergriffe verbaler, psychischer oder körperlicher Art. Sie bilden einen besonders sensiblen Bereich gewaltförmiger Handlungen in der Schule. Darunter fallen z.B. auch unerwünschte sexuelle Kommentare, Berührungen oder Annäherungsversuche.  Rassismus, Diskriminierung und Homophobie: Beleidigende oder diskriminierende Handlungen aufgrund von Ethnie, Religion, Geschlecht oder anderen Merkmalen. Dazu gehört beispielsweise die Ausgrenzung, Bloßstellung, Beschimpfung oder das Attackieren aufgrund der sexuellen Orientierung von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Auch die permanente Abwertung durch gängige Schimpfworte gehört dazu.  Gewalt durch Lehrkräfte: Unangemessene Disziplinarmethoden oder körperliche Bestrafung.  Strukturelle Gewalt: Strukturelle Gewalt geht nicht von einzelnen Personen aus, sondern steckt im System: In Bedingungen die es, z. B. an der Schule einzelnen Schülerinnen oder Schülern, unmöglich machen oder stark erschweren, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen und sich zu entfalten. Strukturelle Gewalt verschärft soziale Ungerechtigkeiten. Wenn z.B. für junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte keine ausreichenden Fördermaßnahmen wie Förderlehrkräfte gestellt werden oder Mädchen immer noch anders behandelt werden und es weder Rückzugsmöglichkeiten noch spezielle Ansprechpartnerinnen gibt, kann dies ein Anzeichen für strukturelle Gewalt sein (vgl. Hanke, 2007). Bei der Entwicklung hin zur Gewalt oder zur Gewaltbereitschaft junger Menschen fallen mehrere Faktoren ins Gewicht. Diese müssen bei der Arbeit mit Opfern und Tätern unbedingt Berücksichtigung finden. Sie dienen zum Verstehen von Gewaltprozessen und unterstützen bei der Tataufarbeitung und der Konflikterhellung. Neben individuellen Risikofaktoren wie den biologischen und psychischen Dispositionen sowie den persönlichen Entwicklungsfaktoren oder eigenen Gewalterfahrungen sind es meist strukturelle Probleme wie Armut, gesellschaftliche Ausgrenzung oder eine Kultur der Gewalt, die zur Entstehung von gewalttätigem Verhalten bei jungen Menschen beitragen. In der individuellen Entwicklung junger Menschen gibt es unterschiedliche Faktoren, die das Aufwachsen ungünstig beeinflussen können. Zu diesen zählen die mangelnde emotionale Zuwendung der Eltern sowie die mangelnde Grenzsetzungen durch die Bezugspersonen bei aggressivem Verhalten als auch körperliche und andere machtbetonte Erziehungsmittel (vgl. Olweus, 2011). Zu den individuellen, personalen und familiären Risikofaktoren die zu Gewalt an Schulen führen können zählen auch (vgl. Klewin, Tillmann, & Weingart, 2002 und vgl. Gugel, 2010):  Persönlichkeitsmerkmale der jungen Menschen wie z. B. antisoziale Orientierungen, Impulsivität, die eigene Geschichte des aggressiven Verhaltens, mangelnde Empathie und niedrige Frustrationstoleranz.  Faktoren in der Familie wie z. B. familiäre Armut, geringe emotionale Bindung an die Eltern, Erfahrung von Gewalt in der Familie, hoher Medienkonsum. Individuelle Risikofaktoren

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