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alarbeit schon Ende des Jahres 2014 zu Wort gemeldet
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, eine gründliche jugendhilfepoliti-
sche Fachdebatte ist hierzu bisher allerdings noch nicht entstanden. Die Zuordnung zur Ju-
gendsozialarbeit würde aber nicht nur eine flachere Betreuung jenseits des erzieherischen
Bedarfs bedeuten, die Aktivierung von Selbsthilfe und Selbstorganisationspotenzialen er-
scheint auch eher hier und in der Nachbarschaft der Jugendarbeit als in der Nachbarschaft
der Heimerziehung gestaltbar.
Vielleicht wäre dies auch ein guter Anlass, die etwas gebeutelten Träger der Jugendsozialar-
beit, gerade im Umfeld der großen Wohlfahrtsorganisationen, wieder zu aktivieren. Gebeu-
telt deshalb, weil sie in den vergangenen 15 Jahren durch die Ausschreibungspraxis der Bun-
des-agentur für Arbeit für den ganzen Bereich der berufsbezogenen Bildungsmaßnahmen
erheblich an Breite ihrer Betätigung verloren haben. Damit ging aber auch der Verlust an
Integration dieser Aktivitäten in die soziale Landschaft verloren, und gerade die wäre jetzt
wieder so wichtig, wenn es um die Eingliederung der unbegleiteten minderjährigen Flücht-
linge geht. Die Einordnung der langfristigen Betreuung in die Jugendsozialarbeit müsste al-
lerdings auch nachhaltig finanziert werden. Die Fortsetzung der unsäglichen Projektfinanzie-
rung in diesem Bereich verkennt den längerfristigen Bedarf. Die negativen Auswirkungen, die
mit den Projektfinanzierungen verbunden sind, treten jedenfalls immer dann ein, wenn die
Arbeit nach einer Zeit der Bewährung nicht in eine Regelfinanzierung übergeführt wird. Au-
ßerdem führt die innere Logik der Projektfinanzierung auch immer wieder zu einer regel-
rechten Umkehrung von Verantwortlichkeiten. Die Träger müssen sozusagen mit ihrer An-
tragstellung begründen, warum sie für bestimmte Gruppen von jungen Menschen überhaupt
etwas tun wollen. Die umgekehrte Perspektive ist richtig: Die Eingliederung von zugewan-
derten Menschen ist eine bedeutsame gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Träger der Jugend-
sozialarbeit sind dabei nicht die lästigen Bittsteller, sondern geeignete Akteure, um diese
Aufgabenstellung qualitativ auf einem angemessenen Niveau zu erfüllen.
In diesem Kontext muss noch eine Anmerkung zur Situation in den ostdeutschen Ländern
gemacht werden. Es geht um die immer wieder geäußerten Befürchtungen einer nicht hin-
reichenden Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung für eine größere Zahl von Flüchtlingen.
Aktueller Hintergrund sind die in ostdeutschen Regionen vermehrt aufgetretenen öffentli-
chen Proteste gegen die Ansiedlung von Flüchtlingen. Nun macht es keinen Sinn, diese Situa-
tion mit dem Mantel der „political correctness“ zuzudecken, etwa mit dem Hinweis, dass es
in den alten Bundesländern auch Fremdenfeindlichkeit gibt. Das Problem sitzt in den ost-
deutschen Ländern und Kommunen tiefer, jedenfalls was die junge Generation anbelangt.
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Vgl. die Zeitschrift „dreizehn“ Heft 12/2014, Junge Flüchtlinge im Blick – neue Aufgaben für die Jugendsozialarbeit.
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Zum sozialwissenschaftlichen Hintergrund vgl. zum Beispiel Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena:
Politische Kultur im Freistaat Thüringen. Thüringen im 25. Jahr der deutschen Einheit. Ergebnisse des Thüringen-Monitors
2015. Wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. Heinrich Best.
(http://www.thueringen.de/mam/th1/tsk/thueringen- monitor_2015/thuringen-monitor_2015.pdf)