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sorgung der Kinder und Jugendlichen, die einer besonderen Rücksicht bedürfen, nämlich
den jungen Menschen mit Behinderungen.
Akteure der Jugendhilfe im politischen Raum
Nun stellt sich natürlich immer wieder die Frage, wie die öffentliche Jugendhilfe in den poli-
tischen Raum hineinwirken kann. Als Mitarbeitende einer Behörde sind die Fachkräfte der
Jugendämter an die Loyalitätsverpflichtung gebunden, sie werden in dieser Funktion nicht
Speerspitze der politischen Auseinandersetzung sein können. Ihre direkte politische Wirk-
samkeit liegt eher in der verwaltungsinternen Meinungsbildung in der Kommune. Nun haben
die Jugendämter als Jugendhilfe-Fachbehörden ein Organ, das sich sowohl von seiner geset-
zesmäßigen Zweckbestimmung wie auch von seiner Zusammensetzung her in hervorragen-
der Weise für die Formulierung jugendhilfepolitischer Erfordernisse eignet – oder eignen
würde, nämlich die Jugendhilfeausschüsse (siehe §§ 71, 71 SGB VIII). Die Jugendhilfeaus-
schüsse sollten sich also erheblich stärker, als dies gegenwärtig der Fall ist, auf diese wichtige
Funktion konzentrieren und sich auch als ein sozialpolitisches Sprachrohr verstehen. Oft wird
in den Jugendhilfeausschüssen zu viel über die Verteilung von Geld, als über die Verbesse-
rung der Lage von jungen Menschen und ihren Familien (und über die Verbesserung der
Handlungsfähigkeit der Jugendhilfeinstitutionen als solchen) gesprochen. Das Thema „Sozial-
raumorientierung“, das hier exemplarisch ausgeführt wurde, ist ein Musterbeispiel für die-
sen optimierungsbedürftigen Sachverhalt.
Auf der anderen Seite bräuchten wir mehr qualifizierte Fachpolitiker/innen als Ansprech-
partner/innen, die sich auch länger als eine Wahlperiode im Bereich der Jugend- und Famili-
enpolitik aufhalten. Es scheint heute eher weniger denn mehr Abgeordnete zu geben, die
aus einer beruflichen Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe oder aus einem längerfristigen
und qualifizierten Engagement, etwa in der Jugendverbandsarbeit, ein politisches Mandat
erhalten und auch fraktionsintern ein entsprechendes politisches Gewicht aufweisen. Aus-
nahmen bestätigen die Regel.
Nun reicht es nicht, darüber nur zu räsonieren. Die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe
müssen sich vielmehr intensiver darauf einstellen, ansprechbare Politikerinnen und Politiker
zu "pflegen", sie intensiv in die Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen, sie aber auch ihrerseits
an Beratungen zu beteiligen. Auch hierfür wären die Jugendhilfeausschüsse ein richtiger und
geeigneter Ort. Es macht keinen Sinn, die Mandatsträger immer nur und ausschließlich mit
der Forderung nach mehr Geld und Personal zu konfrontieren. Die Akteure der Kinder- und
Jugendhilfe reihen sich damit nur in die lange Schlange derer ein, die das Gleiche fordern:
Mehr Geld und mehr Personal. Es muss uns gelingen, Kinder- und Jugendhilfe als eine attrak-
tive Veranstaltung der politischen Gestaltung, als interessanten Gestaltungsraum zu präsen-
tieren, als Ideengeber für eine stärkere Kinder- und Familienorientierung der anderen kom-