„Plötzlich ist das Kind tot.“ Workshop:
Krisenkommunikation für Jugendämter
Im Rahmen der Aktionswochen 2015 „Das Jugendamt. Unterstützung, die an-
kommt.“ veranstaltete das Bayerische Landesjugendamt am 21. Januar 2016 in Ko-
operation mit dem Kommunalverband Jugend Soziales Baden-Württemberg (KVJS)
den Workshop „Krisen-PR. Gut gerüstet im Krisenfall“.
Insgesamt waren 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Baden-Württemberg,
Nordrhein-Westfalen und Bayern nach München gekommen. Wie gewünscht traten
die meisten Teilnehmer im Tandem auf – von einem Jugendamt kamen jeweils die
Amtsleiterin und der Pressesprecher. Aus gutem Grund, denn in einer Krisensitua-
tion sind neben Referent/Referentin, Landrat/Landrätin, diese beiden Positionen die
am unmittelbarsten Betroffenen.
Ein misshandeltes oder gar totes Kind versetzt jedes Jugendamt in den Ausnahme-
zustand. Der darauffolgende Presserummel bedeutet nicht selten den Super-GAU.
Journalisten stehen vor der Tür und wollen Antworten. Aber wie reagiert man in der
Krise richtig? Wer spricht wann mit wem? Und was wird kommuniziert? Diese Fragen
warf der Berliner Diplom-Journalist und Krisenkommunikator, Falk Wellmann, gleich
zu Beginn des Workshops auf. In einem kurzweiligen, spannenden Vortrag erläuterte
Wellmann den Verlauf von Krisen und was alles schieflaufen kann. Und, dass auf die
Krise meist die eigentliche Krise folgt, nämlich die der schlechten Kommunikation.
Wie katastrophal eine schlechte Kommunikation sein kann, konnte im letzten Jahr
sehr gut auch in Baden-Württemberg beobachtet werden. Ein dreijähriger Junge war
von seinem Stiefvater so schwer misshandelt worden, dass er wenig später seinen
Verletzungen erlag. Kurz darauf stürzte sich die Presse auf den Fall, der von da an
bundesweit Schlagzeilen machte.
Falk Wellmann nahm im Krisen-Workshop diesen Fall als Beispiel für eine schlechte
Krisenkommunikation. Auch im Fall Gutenberg ließe sich, so Wellmann weiter, eine
falsche Vorgehensweise in der Krise gut aufzeigen. Nach den Plagiatsvorwürfen
hatte Gutenberg zunächst verzögert, dann verleugnet und als der Druck immer grö-
ßer wurde, den Vorfall umgedeutet, und sinngemäß gesagt, er wäre gerne bereit zu
prüfen, ob bei den über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht
oder nicht korrekt gesetzt sein sollten. Schließlich, so erinnerte Wellmann, habe Gu-
tenberg seine Unschuld beteuert, zögerlich Eingeständnisse gemacht und am Ende
sei er zurückgetreten. Anhand dieses Beispiels warnte Wellmann eindringlich vor der
„Salamitaktik“.
Denn in der Krise sollte, so Wellmann, anders reagiert werden und erinnerte an Mar-
gret Käßmann. Die damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche war 2010 mit
Alkohol am Steuer erwischt worden. Ein paar Tage später trat sie von ihren Ämtern
zurück. Für Wellmann war diese offensive Vorgehensweise genau richtig: Käßmann
habe die Verantwortung für ihr Handeln übernommen und die Konsequenzen getragen.
In nächsten Schritt arbeitete Wellmann anhand von Beispielen eine Strategie für den
Krisenfall heraus. So seien die Herausforderungen in der Krise:
– Parallelität der Ereignisse
– Lückenhafte Information
11
BLJA Mitteilungsblatt 1/16
Berichte