Salafismus – ein Thema in der Kinder- und
Jugendhilfe?
„Jugendliche aus Deutschland kämpfen für den IS“, „Aus dem Klassenzimmer in
den Dschihad“
Schlagzeilen wie diese erschütterten im vergangenen Jahr die gesamte Gesellschaft.
Eine nicht unerhebliche Zahl immer jüngerer Jugendlicher, auch aus Deutschland,
radikalisiert sich nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden und ist bereit, sich in
Deutschland für den „Dschihad“ einzusetzen oder sogar selbst in die Kampfgebiete
des Nahen Ostens zu ziehen. Hintergrund der Radikalisierung ist in der Regel ein reli-
giös motivierter Fanatismus, häufig auf der Grundlage einer (neo-)salafistischen Aus-
legung des Islam.
Ein erst 13-Jähriger sorgte als jüngster „Dschihadist“ Deutschlands für Aufsehen.
Ihm war es gelungen bis in die Kampfgebiete in Syrien zu gelangen. Als Konsequenz
dieser Entwicklung wird inzwischen auch die Kinder- und Jugendhilfe zunehmend
mit dem Problem konfrontiert.
So wurden im vergangenen Jahr auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Bayerischen Landesjugendamts vermehrt Anfragen zum „gewaltbereiten Salafis-
mus“ herangetragen. Oftmals sind Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, unter an-
derem aufgrund unterschiedlicher Aussagen und Handlungen von Eltern, Kindern
oder Jugendlichen, ratlos und benötigen Unterstützung bei der Einschätzung des Ge-
fährdungspotenzials im Einzelfall sowie bei der Frage, wie einer weiteren Radikalisie-
rung entgegengewirkt werden kann und ob gegebenenfalls auch die Sicherheitsbe-
hörden einbezogen werden müssen.
Neben der Mitwirkung an Deradikalisierungsmaßnahmen kommt der Kinder- und Ju-
gendhilfe ganz wesentlich die primärpräventive Aufgabe zu, um ein Abgleiten von
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in extremistische Kreise zu verhindern. Für
eine erfolgreiche Präventionsarbeit benötigen Fachkräfte der öffentlichen und freien
Kinder- und Jugendhilfe sowohl Beratung und Unterstützung im Einzelfall als auch
verlässliche Kooperationspartner.
Einen wichtigen Beitrag leistet hierbei das im Dezember 2015 ins Leben gerufene
Bayerische Präventions- und De-Radikalisierungsnetzwerk gegen Sal
a
fismus.
Die
Schwerpunkte des Netzwerkes liegen in der Beratung von Betroffenen und Angehöri-
gen und in der Unterstützung für Aussteiger aus der Szene. Außerdem gibt es Fort-
bildungsangebote für verschiedene Berufsgruppen, die mit der Thematik befasst
sind.
Ein Ziel des Bayerischen Präventions- und De-Radikalisierungsnetzwerks gegen Sala-
fismus ist es, bayernweit über das Netzwerk zu informieren, sowie Fachkräfte aus
dem sozialen Bereich, der Justiz, der Polizei und dem Schulbereich zu vernetzen. Ein-
gebunden sind deshalb auch Sozial-, Kultus-, Justiz- und Innenministerium.
Der Beitrag des Sozialministeriums widmet sich in erster Linie der frühen Prävention
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BLJA Mitteilungsblatt 1/16
Berichte